Wie unterscheidet sich der Degen vom Rapier?
Dienstag, 11. Oktober 2022

Wie unterscheidet sich der Degen vom Rapier?

Scharfe historische Waffen, mit denen man für die eigene Ehre kämpfte – das trifft gleichermassen auf Degen und Rapiere zu. Sie waren der Mittelpunkt sportlicher Turniere und der Gegner konnte damit schwer verletzt werden. Äusserlich sind Degen und Rapiere nicht leicht zu unterscheiden, dennoch handelt es sich um zwei verschiedene Waffen.


Was haben Degen und Rapier gemeinsam? 


Degen und Rapier wurden gegen Ende des Mittelalters konzipiert und hatten das klassische Schwert zum Vorbild. Es handelte sich um elegantere Alternativen mit leichterem Gewicht.

 

Sie erlebten ihre Hochzeit, als Schusswaffen die Kriegsfelder eroberten und schwere Schwerter zunehmend zum Ballast wurden. Dank der Möglichkeit, Schüsse abzugeben, wurden Waffen für den Nahkampf immer weniger gebraucht. Hinzu kam der Fakt, dass Schusswaffen deutlich effektivere Möglichkeiten zum Angreifen und zur Verteidigung boten.

 

Das Schwert verlor also an Relevanz und leichtere Abwandlungen wurden immer beliebter. Damit war die Erfolgswelle von Degen und Rapier eingeläutet. Mit der Zeit entwickelten sie sich immer weiter zum Statussymbol. Als kunstvoll verzierte Waffen durften sie im Repertoire der Edelleute nicht fehlen.


Worin unterscheiden sich Degen und Rapier?  


Die Unterschiede liegen zum einen im Aufbau und zum anderen in der Nutzung. Sowohl Degen als auch Rapier weisen lange und schmale Klingen mit spitzem Ende auf. Rapiere sind allerdings noch etwas schmaler konzipiert.

 

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zeigt sich in der Anwendung. Bei beiden handelt es sich um Stichwaffen, doch Besitzerinnen und Besitzer eines Rapiers können damit auch Hiebe ausführen. Degen sind dafür nicht konzipiert. Eine Ausnahme stellen allerdings für das Militär hergestellte Exemplare dar. Sie sind schwerer und robuster als herkömmliche Modelle und damit auch für Hiebe geeignet.


Ein Einblick in die Geschichte des Degens


Degens


Das Wort «Degen» tauchte nachweislich das erste Mal um 1400 im deutschsprachigen Raum auf. Zunächst war damit ein Dolch gemeint, erst später bezeichnete der Begriff eine schmale Version des Schwerts.

 

Schnell fielen Degen durch ihre kunstvoll ausgearbeiteten Griffe auf. Ab dem 16. Jahrhundert waren es vor allem die Kavallerie sowie die Infanterie, die diese lange und schmale Waffe trugen. Auch Jäger, die auf dem Pferd unterwegs waren, hatten teilweise Degen bei sich.

 

Ein bekanntes historisches Degenmodell ist der Pallasch aus dem Jahr 1854. Dabei handelte es sich um eine dickere, zweischneidige Waffe mit einer Klingenlänge von einem Meter. Sie wurde für die Kürassiere der preussischen Arme konzipiert. Der Kavalleriedegen aus dem Jahr 1889, den die anderen Reiterregimente trugen, wurde diesem Modell nachempfunden.

 

Gleiches gilt für den Infanteriedegen, mit dem die Fusstruppen ausgestattet waren. Er verfügte über ein Korbgefäss. Es bestand aus einem Stichblatt aus Bronze und einem Bügel, der von dort bis zum Knauf führte. Ähnlich sah der sogenannte Marinedegen aus, allerdings bestand sein Griff aus Elfenbein.

Welche unterschiedlichen Arten des Degens gibt es? 

Degen ist nicht gleich Degen. Die Stichwaffe kommt in verschiedenen Ausführungen daher, darunter:

    • Offiziersdegen
    • Galanterie- und Beamtendegen
    • Trauerdegen
    • Sportdegen

    Der Offiziersdegen

    Der Offiziersdegen


    Der Offiziersdegen galt als Rangwaffe. Offiziere und Kavalleristen trugen ihn blank an der Seite, weshalb er auch als Seitenwehr bezeichnet wurde. Der lange, schmale Degen verfügte entweder über eine ein- oder zweischneidige Klinge. Er liess sich sowohl als Stich- als auch als Hiebwaffe einsetzen. Der bereits erwähnte Pallasch sowie der Kavalleriedegen sind bekannte Vertreter dieser Kategorie.

     

    Bis ins 20. Jahrhundert war der Offiziersdegen fester Bestandteil der Dienst- und Ausgehuniformen der Offiziere, teilweise auch der Unteroffiziere. Auch heute wird er nicht selten auf Paraden oder bei besonderen Zeremonien getragen.

     

    Der Offiziersdegen galt zeitweise aber auch als Mittel zur Bestrafung. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Unteroffiziere und Kadetten mit der flachen Seite auf den Rücken geschlagen.


    Der Galanterie- und Beamtendegen


    Hofadel, Diplomatencorps, hohe Beamte und Gebildete führten einen Galanterie- beziehungsweise Beamtendegen mit sich. Sie trugen ihn samt Scheide an einem Bandelier oder einem Koppel, der über der Schulter hing. Ab dem 19. Jahrhundert war die Scheide in der Regel an einem Schlitz in der linken Rocktasche befestigt. Staatsfracks verfügten dagegen über eine Schlaufe, in der der Degen Platz fand.


    Der Trauerdegen 


    Gemäss seiner Bezeichnung wurde der Trauerdegen bei Hof-, später auch bei Ziviltrauer getragen. Seine Optik war sehr schlicht gehalten und auch die Lichtreflexion wurde unterbunden. So sollte sichergestellt werden, dass er die Aufmerksamkeit der Trauergäste nicht zu stark auf sich lenkt. Der Fokus sollte auf dem Gedenken der verstorbenen Person bleiben.

     

    Zu diesem Zweck fertigte man den Trauerdegen aus angelaufenem Eisen und umwickelte den Griff teilweise mit schwarzem Krepp. Auch heute wird er noch geführt, beispielsweise von den Trägern eines norddeutschen Beerdigungsvereins, die an die ehemaligen Reitendiener erinnern sollen.


    Der Sportdegen 


    Heutzutage trifft man vor allem den Sportdegen an. Seine lange, schmale und gerade Klinge ist elastisch und dreikantig geformt. Sie besteht aus Maraging-Stahl, der als besonders fest und zäh gilt. Die Sportler duellieren sich mit einer bis zu 110 Zentimeter langen und maximal 770 Gramm schweren Waffe. Dabei sind Treffer am ganzen Körper erlaubt.


    Wie ist ein Rapier aufgebaut? 


    Rapier


    Seit dem frühen 16. Jahrhundert ist das Rapier in Europa verbreitet. Doch seine Entwicklung begann bereits um 1480 in Frankreich und Italien. Bildliche Darstellungen legen nahe, dass das Rapier um 1510 auch schon seinen Weg nach Deutschland gefunden hatte. Dort wurde es im Deutschen Bauernkrieg eingesetzt.

     

    Damals bezeichnete man mit diesem Begriff aber häufig auch noch die Schwerter des Adels. Erst später war damit eindeutig das Rapier gemeint, wie es heute bekannt ist. Es verfügt über eine gerade, zweischneidige und rauten- oder linsenförmigen Klinge mit geringer Elastizität. Nicht selten ist sie deutlich länger als die eines Degens.

     

    Der wohl grösste Unterschied zum Schwert lag im leichteren Gewicht. Deshalb erfreute sich das Rapier auch in der Bürgerschicht einer rasch steigenden Beliebtheit. Es entwickelte sich aus dem Seitschwert heraus, das bereits über eine sehr schlanke Klinge verfügte.

     

    Frühe Formen des Rapiers sind deshalb oft schwer von einem derartigen Schwert zu unterscheiden. Das liegt auch daran, dass die Waffe zu Beginn im Vergleich zu einem Degen noch recht schwer war. Damals eignete sie sich noch zum Ausüben von Hieben.

     

    Die spätere schlankere und deutlich längere Form war dann nur noch auf das Stechen ausgelegt. Die Klinge wurde zweischneidig und verfügte meist über einen rhombischen Querschnitt samt starker Spitze.


    Der Weg zur optimierten Stichwaffe

    Degens


    Über die Jahre wurde die Waffe immer weiter zur Stossfähigkeit hin optimiert. Deshalb nahm die Hiebeignung stark ab und verschwand irgendwann völlig. Um das Rapier noch leichter zu gestalten, arbeitete man teilweise mehrere Hohlkehlen ein. Dabei handelte es sich um rillenförmige Vertiefungen, die zwar das Gewicht reduzierten, die Hiebfähigkeit aber noch weiter herunterschraubten.

     

    Hinzu kam eine breite Parierstange, die an diejenigen von mittelalterlichen Langschwertern erinnerte. Ergänzt wurde sie durch einen aus Eisen geschmiedeten Korb samt ringförmigen Spangen. Er sollte die Finger vor der Fehlschärfe, also dem ungeschärften Teil der Klinge, schützen. So konnten die Träger den Zeigefinger gefahrlos auf der Klinge ablegen, um die Waffe geschickter zu führen.

     

    Spätere Modelle verfügten über immer mehr flächige Elemente, um die Finger noch besser zu schützen. Um auch hier Gewicht zu sparen, wurden sie perforiert.

     

    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnete der Begriff «Rapier» übrigens eine stumpfe Übungswaffe. Man unterschied zwischen dem Hau- und dem Stossrapier. Beim Haurapier handelte es sich um einen stumpfen Korbschläger – eine studentische Fechtwaffe. Sie kam bei Fechtkämpfen von Mitgliedern verschiedener Studentenverbindungen zum Einsatz. Das Stossrapier hingegen beschrieb einen leichten, florettähnlichen Pariser Stossdegen samt abgestumpfter Spitze.


    Fechten mit dem Rapier

    Degens


    Da das Rapier deutlich schwerer als ein Degen war, ermöglichte es keine Paraden in schneller Folge. Auch unmittelbar folgende Gegenangriffe gestalteten sich schwieriger. Die Fechter waren also darauf bedacht, sich auf eine Aktion zu beschränken, die zugleich offensiv und defensiv wirkte. Anders als beim modernen Fechten mit dem Degen standen beim Rapierfechten ausserdem Seitwärtsbewegungen an der Tagesordnung.

     

    In seltenen Fällen kämpften die Fechter sogar mit zwei Rapieren. Zu diesem Zweck wurden sogenannte Doppelrapiere gefertigt, die übereinandergelegt zusammen in einer Scheide Platz fanden. Lösten die Fechter die Verriegelung, standen ihnen zwei nahezu vollwertige Waffen zur Verfügung. Derartige Kämpfe standen aber nicht an der Tagesordnung. Im Ernstfall wurde vom Einsatz zweier Waffen sogar abgeraten. 

     

    Zum Schutz kam nicht selten ein Papierdolch zum Einsatz. Damit blockierten die Fechter das Rapier des Gegners, um einen Treffer mit der eigenen Waffe erzielen zu können. Einen ähnlichen Effekt erreichten Fechter auch mit Modellen, deren Klingen sie seitlich ausklappen konnten. Damit klemmten sie die Waffe des Gegners ein und hebelten sie aus. 

     

    Einige Fechter warfen sich auch einen Mantel über den freien Arm oder nutzten einen Buckler. Der kleine, oftmals runde Schild schützte die Körper der Fechter.


    Das sollte man beim Kauf eines Degens oder eines Rapiers beachten


    Heutzutage sind Degen und Rapiere vor allem Sammlerstücke. Demzufolge ist die Optik in der Regel das wichtigste Kaufkriterium. Der persönliche Geschmack steht somit an erster Stelle. Aber erst einmal sollte man sich bewusst sein, welchen Zweck die Waffe erfüllen soll.

     

    Möchte man ihr als Dekorationsobjekt zu Hause einen besonderen Platz schenken, dann sind den eigenen Vorlieben keine Grenzen gesetzt. Möchte man damit ein Kostüm komplettieren, dann sollte sie selbstverständlich zum Charakter passen, den man darstellen will. 

     

    Doch natürlich kommt es nicht nur auf die Optik an. Möchte man mit dem Degen oder dem Rapier an Schaukämpfen, beispielsweise im Rahmen eines Reenactment, teilnehmen? Dann sollte man unbedingt darauf achten, dass sich die Waffe auch für diesen Zweck eignet. Denn das ist nicht immer der Fall. 

     

    Hat man hingegen vor, tatsächlich damit zu fechten, sollte man nach einem Sportgerät Ausschau halten, das den Ausrüstungsvorschriften gerecht wird. So ist beispielsweise eine einheitliche Klingenlänge von 90 Zentimetern vorausgesetzt. Ausserdem lässt der Internationale Fechtverband nur spezielle Klingenmaterialien zu.


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