Der Speer: Die älteste Angriffswaffe und ihre Artenvielfalt
Dienstag, 23. August 2022

Der Speer: Die älteste Angriffswaffe und ihre Artenvielfalt

Er gehört zu den ältesten Waffen, die der Mensch in seinen Händen hielt: der Speer. Was vor mehreren Millionen Jahren mit einem langen, angespitzten Stock begann, entwickelte sich schnell zu einer effektiven Jagdwaffe. Mit den Jahren kristallisierten sich immer mehr Feinheiten heraus und verschiedenste Speer Arten entstanden.


Was genau ist ein Speer eigentlich?

Bei einem Speer handelt es sich um eine sogenannte Stangenwaffe, die zum Werfen und Zufügen von Stichwunden zum Einsatz kommt. Er ist für den Fern- und Nahkampf gleichermassen gedacht. Die Stange – der sogenannte Schaft – ist im Schnitt eineinhalb bis zwei Meter lang. An seinem Ende verfügt er über eine Spitze. Diese kann aus den verschiedensten Materialien gefertigt sein.


Der ideale Speer verfügt über einen geraden Schaft. An dessen Ende wurde eine handkantenlange Tülle mit bis zu zwei Nägeln fixiert und verklebt. Sie mündet in eine Speerspitze in Form einer langgezogenen Raute.


Wie führt man einen Speer?

Der Kämpfer führt seinen Speer ein- oder beidhändig. Entscheidet er sich für eine einhändige Variante, hat er die Möglichkeit, gleichzeitig einen Schild mitzuführen. Hält er die Waffe nur in einer Hand, fällt es allerdings schwerer, Angriffe damit abzuwehren. Mit dem Schild ist dies dafür umso besser möglich.

Trägt der Kämpfer ausreichend Rüstung und ist er nicht auf einen Schild angewiesen, kann er den Speer auch beidhändig führen. Das ermöglicht einen besonders offensiven Einsatz der Waffe. Die Angriffsfrequenz erhöht sich, denn der Kämpfer kann sicher Stoss nach Stoss setzen und den Gegner stärker bedrängen. Auch einen raschen Wechsel der Stossrichtung ermöglicht die beidhändige Führung des Speers.


Aus welchen Materialien besteht ein Speer?

Die ersten Speere wurden ganz simpel aus Holz gefertigt. Allerdings wurde schnell klar, dass vor allem die Spitze schnell abnutzte, egal wie intensiv man sie anschärfte. Nach einem Angriff war sie in der Regel hinüber. Hatte der erste Treffer beispielsweise nicht ausgereicht, um ein Tier zu erlegen, gestaltete sich der zweite Versuch bereits schwierig.

Hinzu kommt, dass Holz viel zu leicht ist, um weit fliegen zu können. Andere Materialien mussten also her, die robuster waren und eine grössere Flugbahn erreichen konnten.

Der Schaft aus Holz blieb bestehen, aber für die Spitze kamen schnell härtere Materialien zum Einsatz, wie Horn oder Knochen. Beide halten deutlich grösseren Kräften stand. So hatte der Benutzer die Möglichkeit, mehr Energie auf seine Waffe und damit auch auf sein Ziel zu übertragen. Die Treffer wurden härter und damit auch tödlicher.

Noch langlebiger als Horn und Knochen ist Stein. Hinzu kommt, dass das Material schwerer ist und damit für mehr Wucht bei den Treffern sorgen kann. Gelang es, den Stein so zu schlagen, dass er sehr scharfkantig splitterte, entstand eine leistungsstarke Waffe.

Besonders gut eignete sich vulkanischer Obsidian dafür, denn aus diesem Material lassen sich besonders scharfkantige Spitzen und Klingen herstellen. Bis heute werden Skalpell-Klingen für filigran Arbeiten nicht selten aus Obsidian produziert.

Zu erwähnen ist allerdings, dass Spitzen aus dieser Gesteinsart bei jedem Stoss weiter absplittern können. Ab einem gewissen Punkt schneiden sie nicht mehr, sondern zerreissen nur noch. Verdrängt wurde der Obsidian schliesslich, als Metalle ihren grossen Siegeszug erlebten.

Den Anfang machten Metalle und Legierungen, die sich leicht schmelzen liessen, darunter Bronze und Kupfer. Später gesellten sich schwerer zu verarbeitende Materialien dazu, wie Eisen und schliesslich Stahl.

Welche Geschichte steckt hinter den verschiedenen Speer Arten?

Die ältesten Speerspitzen, die bis heute gefunden wurden, sind fast eine halbe Million Jahre alt. Die älteste erfolgreiche Ausgrabung von Teilen eines Speers fand im englischen Essex statt. Im Jahr 1911 entdeckten Forscher dort hölzerne Speerspitzen und schätzten sie auf ein Alter von 360.000 bis 420.000 Jahren.

Noch ältere Speerspitzen entdeckte man 2012 in Südafrika. Ob es sich bei den dort entdeckten Steinwerkzeugen tatsächlich um derartige Spitzen handelt, konnte nicht sicher belegt werden. Sollte dies aber der Fall sein, würde es sich dabei um den ältesten Beweis für die Nutzung von Speeren handeln. Sie werden auf ein Alter von sage und schreibe 500.000 Jahren geschätzt.

Als die ältesten vollständig erhaltenen Waffen weltweit gelten die Schöninger Speere. Sie stellen einen wichtigen Beleg für die Jagdaktivitäten des Homo heidelbergensis dar, aus dem später der Neandertaler hervorging. Dieser erste umfangreichere Fund kam während archäologischen Ausgrabungen in Schöningen im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 ans Licht.

Neun hölzerne Wurfspeere wurden gefunden, die vermutlich aus der Altsteinzeit stammen und rund 290.000 bis 337.000 Jahre alt sein sollen. Sie wurden aus Fichtenstämmen und Kiefernholz gefertigt. Dabei handelt es sich eigentlich um weiche Holzarten, doch die Speere bestehen aus langsam gewachsenen Materialien.

Vermutlich befanden sich die Bäume in klimatisch ungünstigen Regionen, weshalb sie in deren Wachstum gebremst wurden. Doch die Kämpfer profitierten davon, denn daraus ergab sich deutlich festeres Holz.

Alle Schöninger Speere weisen eine Länge zwischen etwa 1,80 und 2,30 Metern auf und wurden sehr sorgfältig gefertigt. Damit bieten sie Hinweise auf Fingerfertigkeiten auf hohem Niveau und handwerkliche Tradition. Bei Rekonstruktionen zeigte sich, wie ausgefeilt sie tatsächlich waren: Sie liessen sich bis zu 70 Meter weit werfen.

Eine kulturelle Reise durch die Welt der Speere

 Welt der Speere


Bis zum Mittelalter, in dem sich Lanze, Pike, Armbrust und ähnliches immer weiter verbreiteten, gehörten Speere zu den wichtigsten Kriegswaffen. Besonders in der Antike waren sie gefragte Kampfgeräte. So griffen die Römer beispielsweise auf das Pilum zurück.

Dabei handelte es sich um einen Wurfspeer mit besonders hoher Durchschlagskraft. Er bestand aus einem etwa einen Meter langen Holzschaft und einer ähnlich langen Eisenstange. An ihrem Ende formte sie eine Vierkantspitze.

Die Germanen setzten auf mehrere verschiedene Speer Arten, darunter Ango und Ger bzw. Frame. Den Ango nutzten hauptsächlich die Franken, weshalb er auch als fränkischer Haken bekannt ist. Er war mit einem rund zehn Zentimeter langen, pfeilförmigen Eisenblatt ausgestattet, das wiederum über Widerhaken verfügte.

Dieses thronte auf einem etwa einen Meter langen Eisenstab, der auf einem Holzschaft steckte. Daraus ergab sich eine Gesamtlänge von zwei bis drei Metern. Das Besondere an dieser Waffe war, dass sich die Widerhaken nach dem Durchbohren des gegnerischen Schilds darin verfingen. So konnte dieser dem Feind rasch entzogen werden.

Verschiedenen Annahmen zufolge bezeichneten die Germanen mit Frame und Ger die gleiche Waffe. Andere Historiker und Sprachwissenschaftler wiederum gehen davon aus, dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Kampfgeräte handelte. Mit Frame wäre demzufolge eine lange Stosslanze gemeint gewesen und mit Ger eine kürzere Wurf- und Nahkampfwaffe.

Letztere war ein leichter Speer mit einer kurzen und besonders scharfen Eisenspitze. Sie soll die am häufigsten getragene Waffe der Germanen gewesen sein. Ausserdem galt sie neben dem Schild als das wohl wichtigste Statussymbol des freien Mannes. Egal ob Zechgelage oder öffentliche Beratung – die Ger wurde stets mitgeführt.

Welche Speer Arten gibt es?

Speer Arten

Speere kommen in unzähligen verschiedenen Variationen daher. Die Bandbreite der Arten ist gross. Im Folgenden stellen wir die gängigsten vor.

Der Klassiker


Ein klassischer Speer verfügt über eine ganz einfache Stossspitze in Rautenform und zeichnet sich durch seine Einfachheit aus. Unterscheidungen gibt es hier vor allem bezüglich der Breite der Spitze. Je grösser sie ist, desto schwerere Wunden kann sie zufügen. Schlanke Spitzen hingegen können Panzerungen leichter durchdringen.

Der schwertähnliche Klingenspeer


Die Spitze des Klingenspeers ist überdurchschnittlich lang, weshalb die Waffe stark an einen langen Dolch oder ein Schwert erinnert. Man kann damit nicht nur stechen, sondern auch schneiden oder sie mit schwungvollen Bewegungen als eine Art Axt benutzen. Das macht den Klingenspeer zu einer besonders vielseitigen Waffe.

Der Flügelspeer

Der Flügelspeer


Der Flügelspeer verdankt seinen Namen seiner Form. Er ist unterhalb seiner Klinge mit herausragenden Haken ausgestattet, die an Flügel erinnern. Dank ihnen ist es möglich, die Waffen anderer Kämpfer weit weg vom eigenen Körper zu parieren. Auch für das Drücken gegen einen feindlichen Schild bieten sich Flügelspeere an.

Die dolchartige Partisane


Auch bei der Partisane handelt es sich um einen Flügelspeer, der allerdings mit einer dolchartigen Klinge daherkommt. Die Flügel sind oft ein direkter Teil davon und nicht darunter angebracht. Die Partisane ist weniger sperrig als der herkömmliche Flügelspeer und wurde deshalb gern als Gardewaffe eingesetzt.

Später entwickelte sich daraus die Sponton-Partisane. Sie ist kürzer und fand vor allem bei Unteroffizieren Verwendung, bis das Zeitalter der Schwarzpulverwaffen begann.

Der Wurfspeer


Es spricht rein gar nichts dagegen, mit einem klassischen Speer zu werfen. Dennoch gibt es Modelle, die deutlich besser fliegen: die Wurfspeere. Sie sind leichter und legen damit eine längere Flugbahn zurück. Man unterscheidet hier zwischen Javelin und Pilum.

Beim Javelin handelt es sich um einen Stossspeer, der mit einer besonders leichten Spitze und einem ebenso leichten Schaft ausgestattet ist. Das Pilum hingegen verfügt über eine lange Metallstange, die sich zu einer schmalen Spitze entwickelt. Sie macht bis zu einem Drittel der Gesamtlänge der Waffe aus.

Beide sind in der Lage, ein Schild aus der Ferne zu durchschlagen und den Gegner dahinter zu verwunden.

Die Saufeder

Die Saufeder

Zu den bekanntesten Jagdspeeren gehört die Saufeder. Diesen Namen trägt sie, weil sie vor allem für die Jagd auf Wildschweine gedacht ist. Die Klinge ist stets kräftig ausgearbeitet, breit und scharf, um ein Eindringen in das Fleisch des Tiers zu ermöglichen. Bei einem Stoss in den Brustkorb zerstört es das Herz und die Lungen so, dass das Schwein sofort stirbt.

Wer einem Wildschwein zu nahe kommt, läuft Gefahr, selbst das Leben zu lassen. Deshalb galt das Jagen mit einer Saufeder früher als königliche Mutprobe.

Welche Speer Arten bietet Meister Messer?

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